
Mit klarem Kopf durch den Arbeitsalltag Gefährdungsbeurteilung: Psychische Belastung am Arbeitsplatz
Psychische Belastungen sind oft unsichtbare Gefahren, die sich langsam im Hintergrund aufbauen, bis es irgendwann zu spät ist. Du siehst die Anzeichen nicht immer sofort, aber sie können dein Team genauso ausbremsen wie ein Unfall im Lager. Genau deshalb ist es heute wichtiger denn je, auch diese unsichtbaren Risiken in deinem Unternehmen zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen hilft dir dabei – und sie sollte nicht erst Thema werden, wenn der Druck schon überhandnimmt.
FAQ
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Was ist eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung?
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren (§ 5 ArbSchG). Sie untersucht, welche psychischen Belastungen im Arbeitsalltag auftreten und ob daraus Gesundheitsgefahren für Beschäftigte entstehen können. Ziel ist es, frühzeitig Risiken zu erkennen und geeignete Maßnahmen abzuleiten. -
Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Berücksichtigt werden unter anderem die Arbeitsaufgaben und ihr Inhalt, die Organisation der Arbeit, die sozialen Beziehungen im Betrieb, die Arbeitsumgebung sowie neue Arbeitsformen wie Homeoffice oder ständige Erreichbarkeit. -
Wie läuft die Gefährdungsbeurteilung ab?
Der Prozess beginnt mit der Planung und der Ermittlung psychischer Belastungen, zum Beispiel durch Befragungen oder Beobachtungen. Anschließend werden die Gefährdungen bewertet und passende Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft. -
Warum ist die Gefährdungsbeurteilung wichtig?
Sie stellt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicher, schützt die Gesundheit der Beschäftigten vor Stress, Überlastung oder Burnout und verbessert zugleich Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit im Unternehmen.
Was ist eine Gefährdungsbeurteilung?
Du musst als Arbeitgeber:in für die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sorgen. Die Grundlage dafür ist die Gefährdungsbeurteilung – eine gezielte Analyse möglicher Gefahren, die vom Arbeitsplatz ausgehen.
Jetzt fragst du dich vielleicht, ob du verpflichtet bist, das zu machen? Ja! Nach §§ 5, 6 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) bist du dazu verpflichtet, für jeden Betrieb eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen und zu dokumentieren. Wichtig für dich als Arbeitgeber:in ist es, dass die Gefährdungsbeurteilung erfolgt sein muss, bevor jemand seinen ersten Arbeitstag startet.
Welches Gesetz schreibt die Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastungen bei der Arbeit vor?
Seit 2013 sind psychische Belastungen ausdrücklich als mögliche Gefahrenquelle im Arbeitsschutzgesetz genannt. Dabei wurde jedoch kein neuer Prozess eingeführt, sondern der bestehende gesetzlich vorgeschriebene Prozess der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung um diesen weiteren Faktor erweitert.
Psychische Belastungen sind genauso zu berücksichtigen wie physische Gefahren. Es reicht also nicht nur auf die Höhe der Regale zu achten, sondern auch darauf, wie viel Druck von oben auf deinem Team lastet.
Wer macht die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastung?
Als Geschäftsführer:in bist du verantwortlich, Gefährdungen zu beurteilen und passende Arbeitsschutzmaßnahmen zu ergreifen. Aber keine Sorge, du musst es nicht allein machen. Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung erhältst du von Fachkräften für Arbeitssicherheit oder Betriebsärzt:innen.
Was sind psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz?
Im Gegensatz zu den physischen Gefährdungen am Arbeitsplatz, wie beispielsweise ein herumliegendes Kabel oder bestimmte Maschinen, sind psychische Belastungen nicht immer direkt sichtbar. Hierbei stellt sich also die Frage, welche Faktoren und Bereiche analysiert werden müssen.
Als Arbeitgeber:in solltest du dich hierbei fragen:
- Ist das Arbeitspensum für dein Team realistisch?
- Sind Mitarbeitende über- oder unterfordert?
- Funktioniert das Miteinander im Team gut?
All diese Faktoren könnten sich als unsichtbare Stolpersteine entpuppen und sich negativ auf die psychische Gesundheit deiner Mitarbeitenden auswirken.
Was zählt zu psychischer Belastung?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stress, Ermüdung, hoher Blutdruck, Rückenbeschwerden oder Magen-Darm-Beschwerden sind nur einige mögliche Folgen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. Das sind keine zufälligen Beschwerden, denn bei der Arbeit wird die psychische Leistungsfähigkeit der Beschäftigten gefordert. Aber wie werden psychische Belastungen definiert?
Nach DIN EN ISO 10075 bezeichnet psychische Belastungen die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen auf den Menschen wirken und sich psychisch, das heißt auf das Erleben und Verhalten des Menschen, auswirken. Das heißt, dass die Umgebung Einfluss auf das Verhalten, Denken und Fühlen eines Menschen hat.
Bei der Arbeit bezeichnen psychische Belastungen viele Einflüsse:
- Gestaltung der Arbeitszeit
- Eingeräumter Handlungsspielraum
- Kommunikationsaustausch
- Informationsaustausch
- Workload
Zunächst einmal gelten diese Einflüsse als neutral. Ab wann werden diese Einflüsse zu einem negativen Faktor bei psychischen Belastungen?
Negativ werden sie, wenn sie überwiegend belastend wirken, zum Beispiel durch Überforderung. Dabei reagiert jede Person unterschiedlich auf Belastungen. Manche Belastungen können sogar positive Effekte haben, etwa durch einen Lerneffekt oder gesteigertes Selbstwertgefühl.
Beispiele für negative Auswirkungen in der Arbeitswelt:
- Aufgaben, die nicht zur Qualifikation passen und über- oder unterfordern
- Kaum oder keine Unterstützung durch Vorgesetzte oder Kolleg:innen
- Arbeitsmenge, die nicht zu bewältigen ist
- Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen
Bestehen solche negativen Einflüsse dauerhaft, kann das die psychische Leistungsfähigkeit der Beschäftigten mindern. Mitarbeitende sind dann öfter gestresst, ermüdet und es kann zu Langeweile sowie Monotonieempfinden führen. Entscheidend ist, die Anzeichen früh zu erkennen.
Warum solltest du dich um die psychische Belastung deiner Mitarbeiter:innen kümmern?
Kurz gesagt: Weil du als Geschäftsführer:in die Verantwortung für dich und dein gesamtes Team trägst. Ein Unternehmen funktioniert nur dann gut, wenn die Mitarbeitenden nicht kurz vor dem Burnout stehen.
Mit einer fundierten Gefährdungsbeurteilung kannst du nicht nur Risiken am Arbeitsplatz minimieren, sondern auch die Arbeitsatmosphäre für dein Team verbessern.
Wie führe ich eine Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastung durch?
Eine Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastung umfasst mehrere aufeinander aufbauende Schritte:
Tätigkeiten und Arbeitsbereiche festlegen
Vor der Analyse ist von dir festzulegen, welche Tätigkeiten und Bereiche beurteilt werden sollen. So stellst du sicher, dass keine relevanten Bereiche übersehen werden.
Gefährdungsfaktoren ermitteln und beurteilen
Welche psychischen Belastungsfaktoren wirken auf deine Mitarbeitenden ein? Beispiele sind Arbeitsintensität, Zeitdruck oder mangelnde Unterstützung. Diese Faktoren sollten in einem transparenten Prozess ermittelt werden, etwa durch schriftliche Befragungen, Interviews oder Workshops. Achte darauf, dass alle Mitarbeitenden anonym und offen ihre Einschätzung abgeben können.
Maßnahmen ableiten
Auf Basis dieser Ergebnisse werden gezielte Maßnahmen entwickelt, um die psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren. Das können flexiblere Arbeitszeiten, regelmäßige Feedbackgespräche oder Weiterbildungsmaßnahmen zu psychischer Gesundheit sein.
Maßnahmen umsetzen und dokumentieren
Nachdem ihr entsprechende Maßnahmen abgeleitet habt, geht es jetzt um die Umsetzung. Alle Maßnahmen müssen lückenlos dokumentiert werden – das ist gesetzlich vorgeschrieben und dient als Nachweis, dass du deiner Verpflichtung als Arbeitgeber:in nachkommst.
Wirksamkeit überprüfen
Es reicht nicht, die Maßnahmen einmal umzusetzen und dann abzuhaken. Die Maßnahmen müssen regelmäßig überprüft werden. Hat sich die Arbeitsatmosphäre verbessert? Sind die Beschäftigten weniger gestresst? Hier helfen erneute Befragungen oder Mitarbeitendengespräche. Die Gefährdungsbeurteilung ist ein kontinuierlicher Prozess, kein einmaliger Schritt.
Wenn du die psychischen Belastungen in deinem Unternehmen auf diese Weise systematisch analysierst und gezielt angehst, schaffst du nicht nur eine gesündere Arbeitsatmosphäre, sondern stärkst auch nachhaltig das Wohlbefinden und die Motivation deiner Mitarbeitenden. Die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastung ist somit nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern eine echte Chance, langfristigen Erfolg und Zufriedenheit im eigenen Team zu sichern.
Was ist bei der Umsetzung einer Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen wichtig?
Bei der Umsetzung einer Gefährdungsbeurteilung kommt es nicht nur auf die richtige Methodik an, sondern auch darauf, dass der Prozess ernsthaft und mit Bedacht durchgeführt wird.
Wichtige Punkte sind:
Mitarbeitende einbinden
Deine Mitarbeitenden kennen ihre eigene Arbeitssituation am besten und spüren, wann die Belastung zu hoch wird. Deswegen ist es entscheidend, dass du sie aktiv in den Prozess der Gefährdungsbeurteilung einbeziehst – durch Befragungen, Interviews oder moderierte Workshops. Offener und vertrauensvoller Dialog ist entscheidend für ehrliches Feedback.
Transparenz und Kommunikation
Die Gefährdungsbeurteilung sollte kein internes Geheimprojekt sein, das hinter verschlossenen Türen stattfindet. Transparenz ist hier das A und O. Informiere dein Team regelmäßig über den Prozess und die Ergebnisse. Wenn alle verstehen, warum diese Beurteilung wichtig ist, und die Planung der Maßnahmen klar ist, wird die Akzeptanz deutlich höher ausfallen.
Konkrete und realistische Maßnahmen
Es bringt wenig, wohlgemeinte Maßnahmen nur auf Papier zu formulieren. Die Maßnahmen müssen sowohl umsetzbar als auch auf die Bedürfnisse deines Unternehmens zugeschnitten sein. Statt theoretischer Lösungen, die im Alltag niemand umsetzen kann, sind hier praxisnahe und spürbare Verbesserungen gefragt.
Laufende Überprüfung und Anpassung
Die Gefährdungsbeurteilung ist kein einmaliger Akt, sondern ein dynamischer Prozess. Die Arbeitswelt verändert sich stetig, genauso wie die psychischen Belastungen deiner Mitarbeitenden. Daher ist es wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob die Maßnahmen noch greifen oder ob eventuelle Anpassungen nötig sind. Nur auf diese Weise kannst du dauerhaft für eine gesunde Arbeitsatmosphäre sorgen.
Ein klarer Kopf ist in der Arbeitswelt goldwert
Der Erfolg deines Unternehmens hängt maßgeblich davon ab, wie zufrieden und motiviert deine Mitarbeitenden sind. Eine Gefährdungsbeurteilung, die sowohl physische als auch psychische Belastungen berücksichtigt, ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein Zeichen guter Unternehmensführung.
Investiere in eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung, um deine Mitarbeitenden zu schützen und die Grundlage für ein gesundes, leistungsfähiges Team zu schaffen.